Der Gedenkraum im Haus der Begegnung

 von Günther Lenhoff


Der Gedenkraum im Haus der Begegnung bewahrt die Erinnerung an früheres jüdisches Leben in Meisenheim und Umgebung. Er befindet sich an der Ostseite des Gebäudes, am Ort des früheren synagogalen Gottesdienstes.

Beim Betreten des Raumes fällt der Blick zuerst auf die eindrucksvolle Schoa Interpretation des Kirner Kunstmalers und Grafikers Karl Heinz Brust nach dem Gedicht „Schallendes Schweigen“ von Rose Ausländer.

Unter einer Glasplatte des kleinen Tisches davor befindet sich eine Geniza aus der benachbarten Odenbacher Landsynagoge.

Die zwei Vitrinen enthalten Exponate zur Geschichte jüdischen Lebens: Thora-Rolle, Thora-Schmuckdose, Thora-Lesezeigefinger, Thora-Wimpel, Schabbat Leuchter, Gebetbücher, Menora, Schofar, Kipa, Talit, Chanuka Kreisel, Schulverordnung von 1838, Federhalter und Bleistifte aus der jüdischen Schule in der Wagnergasse und vieles mehr.

Exemplarisch ist ein erhaltener Ausweis:
Carte d’identité, Personal-Ausweis Nr. 36776, Franck, Johanna *3.12.1865 in Laufersweiler. Polizeiverwaltung Bad Kreuznach, 25. Mai 1928
Deutsches Reich, Reisepass Nr. 140, Johanna Franck, geb. Franck, Staatsangehörigkeit: Preußen
Der Bürgermeister als Ortspolizeibehörde, Bad Kreuznach, den 13. Juni 1933
Geltungsbereich des Passes: Inland und Ausland, der Pass wird ungültig am 12. Juni 1938
Vermerke: 8.10.1935 Anmeldung in te´ s Gravenhage, 1.11.1935 Visum für Palästine, Transitvisum, 2.3.1936 Einschiffung in Marseille, 26.3.1936 Einreise Palestine

An den Wänden befinden sich oben umlaufend zwei Bildfriese:

Der eine zeigt die im Landkreis Bad Kreuznach noch vorhandenen ehemaligen Synagogengebäude im Ist-Zustand 1988: Argenschwang, Altenbamberg, Bad Kreuznach, Fürfeld, Guldental, Hundsbach, Kirn, Langenlonsheim, Mandel, Meisenheim, Planig, Schweppenhausen, Seibersbach, Bad Sobernheim, Staudernheim, Waldlaubersheim, Windesheim.

Der andere zeigt die jüdischen Friedhöfe im Landkreis Bad Kreuznach:
Altenbamberg, Argenschwang, Bad Kreuznach, Bärweiler, Becherbach/Kirn, Bretzenheim, Dörrebach, Frei-Laubersheim, Fürfeld, Guldental, Hennweiler, Hochstätten, Hüffelsheim, Hundsbach, Langenlons-heim, Mandel, Meddersheim, Meisenheim, Merxheim, Planig, Rümmelsheim, Schöneberg, Schweppenhausen, Seesbach, Seibersbach, Simmertal, Bad Sobernheim, Staudernheim, Tiefenthal, Waldlaubersheim, Wallhausen, Weiler/Monzingen, Weinsheim, Windesheim.

Eine Zeitleiste versucht, die wechselvolle Geschichte jüdischen Lebens bis zur Schoa zu dokumentieren.


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  • Thora-Zeiger
  • Museum im Haus der Begegnung
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Die Bibliothek im Haus der Begegnung 


von Günther Lenhoff


Bücher erfreuten sich im Judentum schon immer besonderer Wertschätzung. Auch für die Synagoge Meisenheim ist im 19. Jahrhundert die Existenz einer Bibliothek belegt. Ihre Tradition führen wir im Haus der Begegnung bewusst fort.




Die Affinität des Judentums zum Buch hat David Ben Gurion so beschrieben: „Wir haben das Buch bewahrt und das Buch hat uns bewahrt.“ Biblische Schriften galten als kostbarster Besitz und darüber hinaus bildete sich in Folge ein bis heute wirksames, besonderes Verhältnis zum Buch als Medium für Bildung und Kultur überhaupt.

So gebietet die Halacha (die jüdische Rechtssammlung der Gebote) bereits die Anschaffung von Büchern. Schon im Mittelalter verfügten Juden über einen versierten, international agierenden Buchhandel. Einen Eindruck von der frühen Wertschätzung der Buchkultur vermittelt das nachfolgende Zitat:

Der Übersetzer Jehuda ibn Tibbon († 1190 Marseille) schreibt an seinen Sohn Schmuel:

„Lass deine Bücher deine Gefährten sein und deine Bücherschränke und Regale deine Vergnügungsplätze und Obstgärten. Sonne dich in ihrem Paradies! Ernte ihre Frucht, pflücke die Rosen und nimm ihre Gewürze. Wenn dann deine Seele befriedigt und ermüdet ist, geh von einem Garten in den anderen, von einer Furche zur anderen und von einer Aussicht zur anderen. Dann wird dein Appetit wiedererweckt und deine Seele wird voller Vergnügen sein.



Überprüfe deine hebräischen Bücher an jedem Neumond, deine arabischen alle zwei Monate und deine gebundenen Bücher alle Vierteljahre. Stell deine Bücher in schöner Ordnung auf, so dass du dich nicht zu sehr abmühen musst, ein Buch zu finden, das du brauchst. Und es wäre der Mühe wert, wenn du dir eine Liste von Büchern in jedem Schrank machen würdest und wenn du dann die Liste bei dem Schrank ließest. Wenn du dann ein Buch suchst, wirst du aus der Liste ersehen, wo es sich befindet. Dann brauchst du nicht alle Bücher in Unordnung zu bringen, um ein bestimmtes Buch zu finden. Schau ständig in den Katalog deiner Bücher, damit du weißt, welche dir gehören. Pass auf deine Bücher besonders gut auf, denn sie sind dein größter Schatz."




Auf einem Tisch befinden sich zur Einsicht die Bücher
Gedenkbuch der Bundesrepublik mit Opferdaten jüdischer Bürger,
Holocaustdenkmal Berlin,
Synagogen in Rheinland-Pfalz und im Saarland,
Jüdische Synagogen im Landkreis Bad Kreuznach,
Geschichte der Meisenheimer Synagoge bis zur Eröffnung als Haus der Begegnung 1988.


Wir wünschen uns, dass die Judaica Fachbibliothek im Haus der Begegnung vielen Nutzern vermehrte Erkenntnisse vermittelt.




Die Ausleihe ist nach Terminabsprache möglich.

Bitte vorher Mail an: Andrea-Schwahn@t-online.de

Im nachfolgenden Katalog ist der aktuelle Bestand aufgelistet. Die zeitaufwändige Neuaufnahme und elektronische Erfassung der Bibliothek haben Nanette Gosling, Andrea und Philipp Schwahn hilfreich besorgt. Herzlichen Dank für diese freundliche, selbstlose Unterstützung.


Der umfassende Katalog kann hier heruntergeladen werden:





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